Latein

Eine lateinische Inschrift an der Außenfassade des HBG verdeutlicht das Motto dieser Schule: „Non scholae sed vitae“ - „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben [lernen wir]“ in positiver Umkehrung des berühmten Zitats von L. Annaeus Seneca, der bereits im 1. Jh. n.Chr. die zu wenig am praktischen Leben orientierte Ausrichtung der griechisch-römischen Philosophenschulen seiner Zeit kritisierte1). Am HBG wird der Lateinunterricht in den Klassen 6 und 7 vierstündig, ab Klasse 8 dreistündig erteilt. Das in den ersten drei Lernjahren verwendete Lehrbuch „Cursus“ (Oldenburg-Verlag) vermittelt auf moderne, ansprechende Weise neben Grundwortschatz und Grammatikkenntnissen auch eine Übersicht über Textarten (z.B. Briefe, Dialoge, Gedichte), einen Einblick in die antike Kultur (Alltagsleben im Römischen Reich, Mythen und Sagen sowie Religion der Griechen und Römer, Geschichte, Recht etc.) und Methoden zum Textverständnis sowie zur Übersetzungsarbeit vom Lateinischen ins Deutsche. Die Unterrichtssprache ist Deutsch; jedoch fließen immer wieder auch lateinische Floskeln und Wendungen in den Unterrichtsablauf ein, z.B. bei der Begrüßung und v.a. beim lauten Lesen. Die Aussprache des Lateinischen bereitet kaum Schwierigkeiten. Wichtig für den Lernerfolg ist allerdings die Erledigung von Hausaufgaben, wozu auch das regelmäßige Lernen von Vokabeln und grammatischen Formen gehört.

Mit Beginn der Lektürephase in Klasse 9 wird für die Übersetzungsarbeit ein zweisprachiges (lateinisch-deutsches) Wörterbuch hinzugezogen. Zunächst werden adaptierte (d.h. sprachlich vereinfachte oder gekürzte) und später kaum veränderte lateinische Originaltexte verschiedener Autoren und literarischer Gattungen sowie Epochen (z.B. Republik, Kaiserzeit, Mittelalter) gelesen, die thematisch die antike Geisteswelt betreffen, z.B. die römische Gesellschaft, Politik, Medizin, Geschichtsschreibung oder das Fortwirken der Antike durch die Jahrhunderte hindurch. Dabei werden auch Fragen und Probleme erörtert, die für die heutige Zeit relevant sind, wie z.B. die Angst vor dem Fremden (die leicht in Fremdenhass umschlagen kann) oder zeitlose Themen wie die Suche nach einem erfüllten Leben. Durch die Begegnung mit den in den alten lateinischen Texten geäußerten Gedanken findet man Zugang zu abendländischen Traditionen. Somit leistet der lateinische Lektüreunterricht einen Beitrag zur Entwicklung einer europäischen Identität. Verständnis und Interpretation der Texte stehen im Vordergrund der Lektürephase; Grammatikkenntnisse dienen als Werkzeug für die Übersetzungsarbeit und werden daher wiederholt und vertieft.

Am HBG können verschiedene Latinumabschlüsse erworben werden2).

  • Wer die Klasse 9 im Fach Latein mit mindestens der Note „ausreichend“ abschließt, erwirbt automatisch das Kleine Latinum. In der E-Phase kann Latein als Fremdsprache fortgesetzt werden.
  • Der dreistündige Grundkurs führt am Ende der E-Phase zum KMK-Latinum und am Ende der Q-Phase zum Großen Latinum. Latein kann in diesem Fall auch als schriftliches oder mündliches Abiturprüfungsfach (P3/P4) gewählt werden.

Nach Möglichkeit werden außerschulische Lernorte in den Unterricht einbezogen, z.B. das Antikenmuseum im Schnoor oder lateinische Inschriften in der Bremer Innenstadt. Auch längere Ausflüge oder mehrtägige Studienfahrten (z.B. nach Kalkriese, Trier, Xanten oder Köln, ggf. auch nach Rom oder Pompeji) sind denkbar. Es besteht ab Klasse 6 die Möglichkeit, mit Latein - auch mehrsprachig, und betreut durch die Fachlehrkräfte - am jährlich stattfindenden Bundeswettbewerb Fremdsprachen teilzunehmen.  Als besonderes Highlight können Lateinschülerinnen und -schüler der unteren Klassen an den  lateinischen Kindernachrichten von Radio Bremen mitarbeiten  und ihre selbst verfassten Meldungen sogar im Studio einsprechen.

  1. L. Annaeus Seneca (4 v.Chr. – 65 n.Chr.): Non vitae, sed scholae discimus. (ep. morales  ad Luc. 106, 11–12, ca. 62 n. Chr.)
  2. Das Latinumist ein bundesweit anerkannter Nachweis über lateinische Sprachkenntnisse. An vielen deutschen und z.T. auch ausländischen Universitäten ist das Latinum Voraussetzung für das Studium bestimmter Fächer wie z.B. Geschichte oder moderne Fremdsprachen. Wo das Latinum nicht verbindlich ist, kann es bei der Studienplatzvergabe als zusätzliches Kriterium zur Abiturnote hinzugezogen werden.  In mehreren deutschen Bundesländern ist seit 1979 das Latinum, eine Vereinbarung der deutschen Kultusministerkonferenz (daher auch KMK-Latinum genannt), an Stelle der früher üblichen Abschlüsse (Kleines und Großes Latinum) getreten.

Eine Powerpointpräsentation zum Fach Latein in der Oberstufe findet sich hier