Die Geschichte der Schule

Das Hermann-Böse-Gymnasium (HBG) ist das einzige durchgängige (= Jahrgangsstufen 5 bis 12) bilinguale Gymnasium in Bremen. Sein Wahrzeichen ist der Elefant, der vor der Schule im Nelson-Mandela-Park steht und als Antikolonialdenkmal an die Opfer der kolonialen Herrschaft der Deutschen in Afrika erinnert.
 

Die Schule wechselte im Laufe der Zeit mehrfach den Namen: Aus dem 1905 gegründeten Realgymnasium wurde 1937 die Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße, bevor sie ein Jahr später zur Lettow-Vorbeck-Schule wurde – nur um nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder als Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße bezeichnet zu werden. 1947 tauchte zum ersten Mal der Name Hermann Böse im Schulnamen auf. Seit 1957 hießen wir dann bereits Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße, 2 Jahre später durften endlich auch Schülerinnen die ehemalige Jungenschule besuchen und seit 2005, als wir unser 100-jähriges Jubiläum feierten, dürfen wir uns Hermann-Böse-Gymnasium nennen, wobei die meisten nur HBG sagen. Eine genauere Übersicht über die einzelnen Schulnamen und deren zeitliche Zuordnung findet sich hier:

1905-1937Realgymnasium

1937-1938

Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße

1938-1945

Lettow-Vorbeck-Schule

1945-1947

Oberschule für Jungen an der Kaiser-Friedrich-Straße

1947-1950

Oberschule für Jungen an der Hermann-Böse-Straße

1950-1957

Oberschule für Jungen (Zweig D) an der Hermann-Böse-Straße

1957-1959

Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße (mathematisch-naturwissenschaftliches, neusprachliches Gymnasium)

1959-1964

Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße (mathematisch-naturwissenschaftliches, neusprachliches Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium)

1964-1976

Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße (mathematisch-naturwissenschaftliches, neusprachliches und wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium)

1976-1993

Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße (Gymnasiale Oberstufe der Sekundarstufe II)

1993-2005

Gymnasium an der Hermann-Böse-Straße (Bilinguales Gymnasium, Gymnasiale Oberstufe)

seit 2005

Hermann-Böse-Gymnasium

 

Wer war Hermann Böse, der Namensgeber der Schule?

Hermann Böse lebte von 1870 bis 1943 und war von 1907 bis 1933 an der später nach ihm benannten Schule (damals das „Realgymnasium“) Musiklehrer. Er wurde in einem Seminar als Lehrer ausgebildet, allerdings ohne spezielle Ausbildung für einzelne Fächer. Böse begann sofort, ein Orchester aufzubauen, das 1912 bereits 34 Mitglieder hatte und sich dann in den 1920er Jahren zu einem der größten Schulorchester in ganz Deutschland entwickelte. Auf seinem Höhepunkt gehörten ihm über 250 Musiker an, davon ca. 40 der Schülerschaft.

Aber Hermann Böse war nicht nur als Musiklehrer aktiv. Seit 1894 war er Mitglied der SPD und seit 1905 Chorleiter des Arbeitergesangvereins (AGV). Seine Aufgabe sah Böse bei dieser Arbeit darin, neben der Freude an der Musik den Arbeitern auch Bildung zu vermitteln. Des Weiteren war er Mitarbeiter bei der „Bremer Bürgerzeitung“ (BBZ), dem örtlichen Parteiorgan der SPD in Bremen. 1918 trat Böse in die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) ein, was ihm später zur Zeit des Dritten Reiches zum Verhängnis werden sollte.

Am 10. Januar 1919 wurde die „Sozialistische Republik in Bremen“ (Räterepublik) ausgerufen. Es wurden neun Volkskommissariate eingerichtet. Hermann Böse wurde Leiter des  „Volkskommissariats für Schul- und Bildungswesen“. Für die Wahlen zur Bremischen Nationalversammlung am 09. März 1919 konnte die KPD Hermann Böse als Spitzenkandidat gewinnen, sie errang 7,7 der Sitze und 15 Mandate. Allerdings lehnten die Kommunisten das parlamentarische System ab.

Hermann Böse trat nicht nur als Dirigent und Musiklehrer in Schule und Arbeiterschaft hervor. Er hat selber Klavier- und Orgelkonzerte gegeben. Seine Begabung lag auch im Dichten und Komponieren von Liedern. Zudem gab er einige Liederbücher heraus. Hermann Böse engagierte sich sehr für seine Schüler, sie haben ihn geliebt und bewundert. Chor und Orchester führte er zu immer neuen großen Aufgaben bis hin zum Auftritt im Radio.
Im Jahre 1931 erkrankte er und musste sich schließlich 1933 pensionieren lassen. Als ihm 1933 als Kommunist die Pension gekürzt wurde, überwies ihm ein ehemaliger Schüler, damals in hoher SA-Position, jahrelang monatlich 100 Reichsmark.

1942 erfuhr die Gestapo, dass eine kommunistische Gruppe aus Hamburg sich mit Böse in Verbindung gesetzt und er Propagandamaterial verteilt haben soll. Im November 1942 wurde er verhaftet und kam in das Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel. Seine Freilassung 1943 hatte wahrscheinlich ebenfalls ein ehemaliger Schüler betrieben. Am 15. Juli 1943 wurde er schwer krank entlassen. Zwei Tage später starb er.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand wieder ein Arbeitergesangverein in Bremen, der sich ihm zu Ehren „Hermann-Böse-Chor“ nannte. Am 30. Januar 1947 stellte ein KPD-Abgeordneter in der Bürgerschaft den Antrag, die Schule nach Hermann Böse zu benennen und eine Büste im Gebäude aufzustellen. Der zweite Punkt des Antrags wurde erfüllt. Das Holzrelief von Rudolf Gangloff mit Hermann Böse als Dirigent und den Zahlen „1907-1933“, der Zeit seines Wirkens an der Schule, findet man im Treppenhaus in unmittelbarer Nähe zum Musikraum.

Die Benennung der Schule nach Hermann Böse lehnte die Schuldeputation aus negativen Erfahrungen des Dritten Reiches ab. Einem weiteren Antrag der KPD, die Kaiser-Friedrich-Straße in Hermann-Böse-Straße umzubenennen, wurde jedoch stattgegeben. Daher lautete der offizielle Name der Schule bis 2005 „Gymnasium (bis 1957: Oberschule) an der Hermann-Böse-Straße“ und seit 2005 (= 100-jähriges Jubiläum der Schule) heißt die Schule schließlich Hermann-Böse-Gymnasium. Im täglichen Sprachgebrauch hat sich seit Jahren die Abkürzung HBG eingebürgert. 

Im Juni 2012 wurde ein Stolperstein zu Ehren von Hermann Böse vor dem Eingang der Schule verlegt. Zudem ehrt die Schule seit November 2022  Hermann Böse und den ehemaligen Schüler Rudolf Jacobs mit einer Gedenktafel neben dem Schulportal.

Rudolf Jacobs, ehemaliger Schüler der Schule

Seit dem 3. November 2022 ehrt das Hermann-Böse-Gymnasium mit einer Gedenktafel beim Schulportal sowohl den Namensgeber der Schule, Hermann Böse, als auch Rudolf Jacobs (1914-1944), der von 1925 bis 1932 Schüler dieser Schule war. Beide Persönlichkeiten eint ihr aufrechtes Eintreten für Humanität und ihr Widerstand gegen den Nationalsozialismus, den sie beide mit ihrem Leben bezahlt haben.

Rudolf Jacobs stammte aus einer namhaften Bremer Architektenfamilie und war von dieser liberal geprägt. Sein Vater hinterließ als Architekt in Bremen zahlreiche Spuren, z.B. mit dem Alten Postamt, dem Parkhotel und zwei Gebäuden am Markt. 1932 verließ Rudolf Jacobs das Bremer Realgymnasium, das heutige Hermann-Böse-Gymnasium. Er lernte anschließend bei der Handelsmarine und studierte Ingenieurswesen in Bremen, Hannover und Braunschweig. Mit seiner Frau Herta bekam er zwei Söhne und wurde 1939 bei der Kriegsmarine rekrutiert. Unter Verweis auf sein Technikstudium wurde er erst 1942 eingezogen und ab 1943 zunächst im Elsaß und danach in Norditalien zum Festungsbau eingesetzt. Angesichts der Verbrechen der Wehrmacht und SS gegen die Zivilbevölkerung, unter anderem in Marzabotto, desertierte er zusammen mit seinem Adjutanten Johann Fritz im Sommer 1944. Er schloss sich den Partisanen der „Brigata Muccini“ an und kämpfte an ihrer Seite gegen die deutsche Besatzung, gegen den Faschismus und für ein Ende des Krieges. Am 3. November 1944 wurde er in Sarzana, Norditalien, von italienischen Faschisten erschossen. In Sarzana wird er bis heute verehrt.

Die Geschichts-AG des Hermann-Böse-Gymnasiums forscht seit 2021 mit Unterstützung der Journalistin Ulrike Petzold über Rudolf Jacobs. Ulrike Petzold hat 2020 den DRK-Medienpreis für ihr Radiofeature über Rudolf Jacobs erhalten, das hier angehört werden kann:

Radiofeature

Zudem gibt es hier eine ausführlichere Biographie von Rudolf Jacobs:

Biographie

Die Bedeutung des Elefanten

Viele wundern sich vielleicht über die vielen Elefanten auf unserer Webseite. Der Elefant ist unser Schulsymbol, sozusagen unser Maskottchen. Der Original-Elefant steht gegenüber unserer Schule: Gemauert aus Stein beträgt seine Höhe ca. 10 Meter. Was viele nicht wissen: Der Elefant ist ein ehemaliges Kolonialehrenmal, das im Laufe der Zeit zu einem Antikolonialdenkmal wurde. Das Deutsche Kolonialehrenmal, ein Werk des Münchener Bildhauers Fritz Behn, wurde 1931 von der Deutschen Kolonialgesellschaft Bremen errichtet und am 6. Juli 1932 eingeweiht.

Das Ehrenmal war schon damals in Bremen umstritten. An ihm entzündete sich die öffentliche Auseinandersetzung um die Frage nach der Zukunft des Zusammenlebens von Völkern: in kolonialer Unterdrückung oder in einem gleichberechtigten Miteinander.
Über einer Krypta erinnerte der steinerne Elefant an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in den ehemals deutschen Kolonien Afrikas. Zugleich war der Elefant sowohl Ausdruck von Deutschlands kolonialer Vergangenheit als auch der Forderung neokolonialer Bremer Kreise nach Rückgabe des ehemals deutschen Kolonialbesitzes. In der NS-Zeit stand der Elefant im Mittelpunkt von Bestrebungen des nationalsozialistischen Bremens, „Stadt der Kolonien“ im Dritten Reich zu werden.

Afrikas Probleme sind noch heute mit Kolonialismus, Rassismus und andauernder Ausbeutung eng verbunden. Seine Menschen haben unter großen Opfern in Befreiungskämpfen erfolgreich Widerstand geleistet und weltweit haben sich viele Menschen mit ihnen solidarisiert. Unsere Gesellschaft hat begonnen, aus dieser Entwicklung zu lernen.

Afrika hat in Bremen neue Freunde gefunden. Dieses Denkmal ist ein Symbol für die Verantwortung, die uns aus der Geschichte erwächst.

Der ELEFANT, die Schulzeitung

Der ELEFANT, die Schulzeitung des Hermann-Böse-Gymnasiums, gibt es seit 1955. Doch wie ist es möglich gewesen, dass eine Schulzeitung bei doch recht schnell wechselnder Schülerschaft so kontinuierlich erschien? Das liegt sicher u.a. daran, dass der Schulverein diese Schulzeitung seit jeher herausgegeben hat. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 betreute Dr. Dietrich Konsor die Schulzeitung, nach ihm hat Rolf Gramatzki diese Aufgabe übernommen. Seit Jahren wird die Schulzeitung mittlerweile von einer Lehrkraft aus dem Kollegium betreut.

Der ELEFANT stellt SchülerInnen und Eltern die Aktivitäten der Schule vor und ist meistens die einzige Möglichkeit für Ehemalige zu erfahren, was an ihrer alten Schule sich alles Neues tut. So entstand über die Jahre eine immer fortlaufende Chronik. Der ELEFANT informiert über alles Wissenswerte (z.B. aktuelle Entwicklungen), der „Bericht zur Lage“ steht immer noch am Anfang und beleuchtet die „innen-und außenpolitische“ Lage aus Sicht der Schulleitung. Auch Berichte über die AbiturientInnen und ihre Entlassung, Fahrten, Sportereignisse und andere Erfolge haben Tradition im ELEFANT.